Von Thüringen aus breitete sich, initiiert durch Hermann Lietz unter dem Label Reformpädagogik, die Internats-Idee im ganzen Land aus.
Lietz hatte die Idee aus England mitgebracht, wo er in Abbotsholme selbst als Lehrer und Betreuer im Internat tätig war. Seine Erfahrungen hatte er in einem kleinen Büchlein unter dem Titel "Emlohstobba" (ein Anagramm seiner Wirkungsstätte in Großbritannien) zusammengefasst. Er gilt damit zu Recht als der Stammvater vieler Internate, die noch heute erfolgreich in Deutschlands Internats-Landschaft arbeiten.
Während in den alten Bundesländern weltliche und kirchliche Internate nebeneinander her existierten, wurde die Tradition kirchlicher Schulen in der DDR unterbrochen. Zwar erinnert manchmal noch der Name – wie Kloster Roßleben – an eine kirchliche Vergangenheit, doch waren auch sie in das System, meist als EOS (erweiterte Oberschule), integriert. Heute beherbergen sie unterschiedlichste Schulformen und Schwerpunkte, von der Grundschule über die Realschule und Fachoberschule, das berufliche Gymnasium bis zum allgemein bildenden Gymnasium.
In der Regel fühlen sich die Internate weiterhin den Ideen der Reformpädagogik verpflichtet, was bedeutet, dass die Förderung und Erziehung zu einer gereiften Persönlichkeit ebenso viel Raum einnimmt wie die Vermittlung akademischer Bildung.
Zwar gibt es in Thüringen noch ein paar mehr Schulen, denen ein Internat angegliedert ist, doch sind diese Internate eher als Wohnheime zu betrachten, da ihr Internatsanteil an der Schulgemeinschaft zu klein ist, um eine wirkliche Internats-Identität ausbilden und kontinuierlich leben zu können. Dazu sollten mindesten 80-100 Kinder als interne Schüler auch im Internat leben.
Oder die Internate haben sich zum Beispiel im Unterricht auf Sport ausgerichtet wie das Sportgymnasium Jena Johann Chr.Fr. Guts-Muths oder das Pierre-de-Coubertin-Gymnasium in Weimar.
Lassen Sie uns Ihnen hier zwei Beispiele von Internaten in Thüringen vorstellen, die den Erwartungen an ein gutes Internat auch gerecht werden können:
Das Lietz Internatsdorf Haubinda gilt als der Startpunkt der Internate in Thüringen und gleichzeitig als eine Keimzelle der Reformpädagogik an Deutschlands Schulen. (Zwar war die Pulvermühle in Ilsenburg drei Jahre früher Lietz' erste Gründung, der sie existiert nicht mehr.)
Was Haubinda heute besonders auszeichnet, ist die Vielfalt des schulischen Abschlüsse. So erhält jeder Schüler die Chance, genau den auf ihn passenden Schulabschluss zu erreichen:
Für Kinder im Grundschulalter ein Internat zu finden, ist ausgesprochen schwierig, das Angebot ist sehr limitiert. Zwar ist auch die Nachfrage verständlicherweise klein, dennoch kann es Situationen geben, wo selbst für junge Kinder ein Internat eine optimale Lösung darstellt.
In der Realschule beginnt der Fremdsprachenunterricht. Ab der 7. Klasse wählen die Schüler unter drei Wahlpflichtfächern aus, die sie dann bis zum Ender der 10. Klasse und damit der Mittleren Reife schwerpunktmäßig belegen.
Von der Realschule kommend, können Schüler dann in der Fachoberschule die Fachhochschulreife anstreben oder ein berufliches Gymnasium mit den Fachbereichen Wirtschaft und Verwaltung oder Technik (Schwerpunkt Informationstechnik) besuchen. Nach der Fachhochschulreife kann man dann sogar noch das Abitur mit der allgemeinen Hochschulreife erreichen.
Aber Haubinda wäre nicht ein Leuchtturm der Reformpädagogik, wenn es nicht auch außerhalb des Unterrichts vielfältige Angebote gäbe. Auf dem weitläufigen Gelände können sich die Schüler im Sport austoben, sich in der kleinen Landwirtschaft betätigen, einfach durch die Natur streifen, sich an den Aufführungen der zwei Theaterstücke pro Schuljahr beteiligen oder eine aktive Rolle am einzigen Schülergericht in Thüringen spielen.
Langeweile scheint in Haubinda ein Fremdwort zu sein. Die Pädagogen tun alles, um die Schüler auf Trab zu halten, und die Jugendlichen genießen es.
Ganz anders ist die Klosterschule Roßleben aufgebaut. Auch wenn ihr Name anderes vermuten lässt, ist sie kein kirchliches Internat. Schon 1540 wurde das ehemalige Zisterzienserinnenkloster im Laufe der Reformation aufgegeben. Die Familie von Witzleben plante daraufhin in Anlehnung an St. Afra in Meißen und Schulpforta in Sachsen-Anhalt die Gründung einer Schule, die dann 1554 als Knaben-Schule realisiert wurde.
So läutete dieses Internat in Thüringen fast 400 Jahre vor den ersten überkonfessionellen Internaten der Reformpädagogik einen Siegeszug weltlicher Internate in Deutschland ein. Aber Geschichte ist nicht durchgängig. Fast ein halbes Jahrhundert konnte wegen der Zerstörungen durch einen Großbrand kein Unterricht erteilt werden.
Während der DDR-Zeit waren Schule und Internat als Erweiterte Oberschule in das staatliche System integriert. Nach der Wende konnte die Familie von Witzleben Teile des Internats zurück erwerben und 2009 auch das Gymnasium in freier Trägerschaft betreiben.
Heute ist dieses Internat ein staatlich anerkanntes Gymnasium und bietet Schul-Abschlüsse bis zum Abitur an.
Neben dem anspruchsvollen Unterricht nach dem Lehrplan im Bundesland Thüringen, bietet die umliegende Natur vielfältige Möglichkeiten sich auszutoben. Die nahen Gewässer der Unstrut laden zum Rudern und Paddeln ein und in der Musikakademie bringen erfahrene Lehrer den Schülern die Liebe zur Musik nahe; bis zu einem ausgesprochen hohen Niveau.
Eltern fragen natürlich immer auch nach den Kosten, die für das Internat anfallen. Generell sind die Kosten in den Neuen Bundesländern niedriger; das gilt auch für die Internate. So sind für Schule und Internat sowohl in Haubinda als auch in Roßleben ca. 2.500 EUR im Monat zu veranschlagen. Damit reihen sich die Internate Thüringens etwa in das untere Preisgefüge der Internats-Schulen mit Gymnasium ein.
Wie in allen Neuen Bundesländern ist auch in Thüringen das Angebot an Internaten überschaubar. Daher kann es sinnvoll sein, sich auch in einem benachbarten Bundesland umzuschauen:
Der Vorteil einer Internats-Alternative in Hessen liegt sicher im hessischen Schulsystem. Während sich Thüringen nach der Wende eher an Bayern und deren besonders strengen und anspruchsvollen Schulen orientiert hat, gilt ein hessisches Gymnasium als liberal und akademisch leichter zu bewältigen.
Besonders nahe an Thüringen liegen zum Beispiel Schloss Hohenwehrda und Schloss Bieberstein.
Wenn Eltern eher eine akademisch fordernde Schule für ihr Kind wünschen, wäre ein Gymnasium in Bayern die bessere Wahl. Hier wird Schülern viel abverlangt, auf den Internate aber auch gut unterstützt.
Leider konzentrieren sich die guten Internate in Bayern mehr im Süden, was für Schüler lange Anfahrtswege bedeutet. Eine Ausnahme ist die Christian-von-Bomhardt-Schule bei Uffenheim.
Ein ähnliches Schulsystem wie in Thüringen bietet Sachsen-Anhalt. Und Schulen wie das Internat Hadmersleben oder das Landschulheim Grovesmühle liegen auch noch in erreichbarer Entfernungen und mit ihren Preisen auch eher im unteren Bereich.
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