Im Gegensatz zu England, wo es sehr viele Reitinternate gibt, ist die Anzahl von deutschen Internatsschulen, die ihren Schülern – meist sind es Schülerinnen, aber die Jungen sollten sich nicht abschrecken lassen – die Möglichkeit zum Reisport anbieten, doch sehr begrenzt. Das liegt sicherlich daran, dass der Reitsport bei uns immer noch mit einem elitären Image behaftet ist, das nicht so recht zu einem normalen Schulalltag passen will. Doch Schüler, die Pferde lieben, reitbegeistert sind und gerne auf ein Internat gehen würden, für die gibt es auch in unserem Land ein paar sehr interessante Möglichkeiten. Doch klären wir erst einmal:
Beim Thema Reitinternat handelt es sich zunächst einmal um ganz normale Internate, was den Schulalltag angeht. Denn wie alle Internate in Deutschland, sind auch Reitinternate an die Lehrpläne der jeweiligen Bundesländer gebunden. Aber sobald die schulischen Pflichten erfüllt sind, geht es ab in den Stall, auf den Springplatz, das Dressurviereck oder ins Gelände. In der Regel gibt es dort Schulpferde, die auf unterschiedlichsten Niveaus ausgebildet sind.
Wer das Glück hat, ein eigenes Pferd zu besitzen, kann das in der Regel auch mit aufs Internat bringen. Manche Reitinternate haben zwar keine eigene Reitanlage auf dem Campus, liegen aber in unmittelbarer Nähe zu einem öffentlichen Reitstall, den die Schüler und Schülerinnen ausgiebig nutzen können. Denn dort besteht fast immer die Möglichkeit zu einer Reitbeteiligung oder wenigstens zu einem Pflegepferd.
Oft gibt es professionelle Reitlehrer, die auch Anfänger dabei unterstützen, auf dem Rücken der Pferde sicher und glücklich zu werden. Das beginnt dann mit ersten kleinen Übungen auf dem Reitplatz an der Lounge und geht bis zur regelmäßigen Teilnahme an Turnieren. Neben dem Reiten selbst spielt auch die Verantwortung für das Wohlbefinden des Tieres ein große Rolle. Von der Theorie bis zu Pferdepflege, also vom Stall Ausmisten bis zur Weidehaltung, vom Hufe Auskratzen bis zum Satteln.
Weil die deutschen Reitinternate aber nicht nur den Reitsport anbieten, sondern das ganze Spektrum der Schulsportarten, entdeckt so manche Schülerin erst dann, wenn sie schon auf dem Internat ist, ihre Liebe zu den Pferden und zum Reitsport. Das sollte man einfach mal ausprobieren.
Zwar liegt das Zentrum des deutsche Pferdesports eher im Norden der Republik, aber die Reitinternate verteilen sich doch recht gleichmäßig über das ganze Land. Hier ein paar Beispiele:
Das Internat am Solling hat seit vielen Jahren den Ausbau zu einem führenden Reitinternat konsequent vollzogen. Das gipfelte vor ein paar Jahren in der Einweihung der neuen Reithalle. Zwar gibt es am Solling auch Schüler, die mit Pferden gar nichts am Hut haben, aber eben auch sehr viele, für die das Reiten einfach alles bedeutet. Die finden hier schnell Gleichgesinnte, mit denen sie sich über Passagen und Piaffen, über Oxer und Cavaletti austauschen können.
Darüber kann man schnell vergessen, dass der Solling auch eines der führenden deutschen Internate mit Gymnasium ist und bei aller Reitbegeisterung dafür sorgt, dass die Schulnoten nicht auf der Strecken bleiben. Ursprünglich aus der Landschulheim-Bewegung hervorgegangen, hat das Interesse an Natur und an den Tieren hier schon immer eine große Rolle gespielt.
Und es gibt nicht wenige, die den Solling inzwischen als das beste Reitinternate in Deutschlands bezeichnen; ob sie eine solche Auswahl auch so sehen, dazu sollten Sie noch ein wenig weiterlesen. Doch allein die neuen Stallgebäude gehören zu den attraktivsten Reitanlagen in dem an hippologischen Superlativen nicht gerade armen Niedersachsen.
Ergänzt wird die Anlage durch ein ca. 50 ha großes parkartiges Gelände, das für weitläufige Weiden und diverse Hindernisparcours genutzt wird.
Für die, die mit dem eigenen Pferd kommen, erarbeiten die Reitlehrerinnen (FN) ein individuelles Trainingsprogramm, das bis zur erfolgreichen Teilnahme an Turnieren reichen kann. Wer kein eigenes Pferd hat, aber trotzdem seine freie Zeit am liebsten im Dunstkreis des Stallgeruchs verbringt, hat Gelegenheit, ein Pflegepferd zu übernehmen. Unter Aufsicht und Anleitung fachkundiger Erzieher lernen Schüler den Umgang mit den Tieren; eine wunderbare Gelegenheit, seiner Leidenschaft zu frönen und Verantwortung einzuüben.
Zwar werden hier eine ganze Reihe unterschiedlichster Sportarten angeboten, aber das Reiten spielte am Internat Schloss Wittgenstein schon immer eine herausragende Rolle. Hier können sich auch Schülerinnen und Schüler – überproportional häufig sind es Mädchen – wohlfühlen, die nicht unbedingt auf die großen Turniere streben, sondern denen der Umgang mit den Pferden das wichtigste ist. Es gibt keine langen Wege, um von der Schule zum Internat zum Stall und zur Reithalle zu kommen; alles liegt nah beieinander. Besser lässt sich Deine Zuneigung zu den Pferden und zum Reiten und die Notwendigkeit von Schule kaum verbinden.
Und Du wirst viele andere Schüler kennen lernen, mit denen Du Deine Leidenschaft teilen kannst. Egal, ob Du über Hindernisse springen, Dich in der Dressur vervollkommenen oder einfach mit Deinem Lieblingspferd durch die wunderschöne Landschaft streifen möchtest, mit Spring- und Dressurplatz, der Reithalle und den Schulpferden stehen Dir alle Möglichkeiten offen.
Und wenn Du ein eigenes Pferd hast, das Du mitbringen willst, ist auch das möglich. Und Du wirst viele Gelegenheiten haben, Dich um Deinen Liebling zu kümmern. Besser lassen sich Schule und Reitsport kaum in Einklang bringen.
Seit mehr als 50 Jahren wird im Internat Steinmühle bei Marburg dem Reitsport gefrönt. Auf dem Schulgelände sind ca. 35 Pferde untergebracht. Für die Reitstunden, die täglich stattfinden, stehen 10 Schulpferde zur Verfügung. Übrigens: eine Reitstunde pro Woche ist für die Schüler des Internats kostenlos; das solltest Du dann unbedingt einmal ausprobieren.
Selbstverständlich kann man auch sein eigenes Pferd mitbringen und sich reiterlich weiterbilden. Es stehen alleine vier Reitlehrerinnen (FN) zur Verfügung, um junge passionierte Reiterinnen auf allen Niveaus im Springen, der Dressur und der Vielseitigkeit voranzubringen. Das ist der Vorteil, wenn dem Schulstall auch ein öffentlicher Reitverein angeschlossen ist; so genießt man die Vorteile beider Welten.
Es gibt die Möglichkeit zur Reitbeteiligung oder ein Tier als Pflegepferd zu übernehmen. Zusammen mit dem Reitverein wird das Programm breiter, und die Schule kann auch Kurse im Voltigieren anbieten, Longenstunden sowie Ausritte in die Umgebung. In der Steinmühle bleibt kein hipplogischer Wunsch unerfüllt.
Relativ neu im Bereich der ernst zu nehmenden Reitinternate ist die Schloss-Schule in Kirchberg an der Jagst. Zwar liegt der Reitstall nicht direkt auf dem Schulgelände, aber die Pferde sind nur ca. 5 km entfernt. Und obwohl Internate in Baden-Württemberg nicht gerade für den Pferdesport bekannt sind, tut die Schule alles, um reitbegeisterten Internatsschülerinnen die Möglichkeit zu geben, ihr Hobby voll auszuleben.
Das zeichnet sich schon in der Bezeichnung ROSS (Reiter Oase Schloss-Schule) ab. Die Reitanlage, die von den Schülern genutzt werden kann, lässt von ihrer Ausstattung her keinen Wunsch offen. Das Niveau der Reitlehrer reicht bis zur Klasse S. Aber auch Reiter, die nur im Gelände unterwegs sein möchten, haben in der weiten Landschaft vielfältige Optionen.
Zwar hat die Urspringschule ihre eigene Reitanlage, und die Pferde sind unmittelbar vor Ort untergebracht, aber das oberste Ziel für die Schüler ist hier eher der alltägliche Umgang mit den Vierbeinern als eine ambitionierte Turniervorbereitung. Jugendliche, die gerne lernen möchten, wie man sich um ein Tier kümmert und nebenbei auch mal reiten wollen, sind an der Urspringschule goldrichtig.